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Drei Geschichten über Zeit, Angst und Mut – lesenswert im Juni?

Drei Bücher: Blutige Nachrichten, Eine Frage der Chemie, Der Zauberberg

Im Juni stellen wir drei Bücher vor, die zwar unterschiedlich in Form und Epoche sind, deren Heldinnen und Helden aber alle vor Situationen stehen, die Mut erfordern. Manchmal ist es der Mut zur Veränderung, manchmal der zum Überleben – und manchmal der Mut, anders zu denken.

Thomas Mann führt uns in eine weltentrückte Welt, in der ein junger Mann langsam einer Idee verfällt. Bonnie Garmus porträtiert eine Frau, die sich den gesellschaftlichen Erwartungen nicht beugen will. Und Stephen King überrascht, wie so oft – nicht nur mit Grusel, sondern auch mit Melancholie, Empathie und einer verblüffenden Zärtlichkeit für seine Figuren.

Diese Serie ist nicht gesponsert. Das einzige Kriterium für das inoffizielle Books-Factory-Siegel ist der subjektive Wert der vorgestellten Bücher.

Thomas Mann, Der Zauberberg

„Der Zauberberg“ ist eine literarische Expedition ins Europa des frühen 20. Jahrhunderts – und eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Zeit, Identität und Ideen, überschattet vom heraufziehenden Weltkrieg.

Hans Castorp kommt nur für drei Wochen ins Sanatorium Berghof. Er bleibt sieben Jahre. Mann schildert seine innere Wandlung und den geistigen Zustand eines Kontinents am Abgrund. Zeit verliert ihre gewohnte Struktur. Liebe und Tod vermischen sich mit Philosophie, Klatsch und dem täglichen „Balkonieren“. Alles wirkt traumartig – doch unter der Oberfläche liegt eine präzise Diagnose der Wirklichkeit.

Ein Buch, das Fragen zu Krankheit, Gesundheit und Fortschritt stellt – und auch nach hundert Jahren beunruhigend aktuell klingt.

Bonnie Garmus, Eine Frage der Chemie

Elizabeth Zott passt nicht in ihre Zeit. Sie ist Chemikerin – klug, unabhängig, zu intelligent für das Amerika der 50er Jahre. Als ihre wissenschaftliche Karriere abrupt endet, zieht sie sich nicht zurück, sondern wird – etwas widerwillig – Fernsehköchin. Doch ihre Show vermittelt nicht nur Rezepte, sondern auch Selbstbewusstsein und Mut zur Veränderung.

„Eine Frage der Chemie“ ist witzig, pointiert und bewegend. Mit feinem Humor und großer Wärme zeigt Garmus, dass Wandel bei kleinen Fragen beginnt – wie „Warum eigentlich nicht?“

Und wer Elizabeth Zott bislang nicht kennt: Jetzt ist ein guter Zeitpunkt – die Apple-TV-Verfilmung sorgt seit Monaten für Begeisterung.

Stephen King, Blutige Nachrichten

Vier Erzählungen. Vier Welten. So kann entdeckt werden, dass Stephen King nicht nur Angst erzeugt – sondern auch meisterhaft Gefühle beschreibt.

In der Titelgeschichte stellt sich Holly Gibney – bekannt aus „Der Outsider“ – einem neuen Bösen, diesmal auf sich allein gestellt. In „Mr. Harrigans Telefon“ wird eine ungewöhnliche Freundschaft über den Tod hinaus bewahrt. „Chucks Leben“, erzählt von den vielen Facetten eines Menschen (eine Verfilmung kommt bald ins Kino). Und „Ratte“ handelt vom Scheitern und der dunklen Seite des kreativen Ehrgeizes.

Im Juni lohnt sich Stephen King nicht nur für den Nervenkitzel – sondern für das ganze Spektrum menschlicher Erfahrung.

Mehr als Unterhaltung

Diese drei Bücher bieten mehr als bloßen Eskapismus. Mann – für langsame Reflexion, Garmus – für klugen Widerspruch, King – für emotionale Wucht. Ideal für lange Sommerabende.