
„Die Tribute von Panem L. Der Tag bricht an”, der neue Roman von Suzanne Collins und das zweite Prequel zur berühmten Hunger-Games-Reihe, verkaufte sich innerhalb einer Woche über 118.000 Mal allein im Vereinigten Königreich. Das brachte dem Verlag Scholastic mehr als 1,5 Millionen Pfund ein – das beste Wochenergebnis seit 2007.
Zählt man die Verkäufe weiterer Titel von Collins sowie von Dave Pilkey hinzu, überschritt Scholastic sogar die Marke von 2 Millionen Pfund Umsatz in nur einer Woche. Dieser Erfolg ist kein Zufall: Er beruht auf einer sorgfältig aufgebauten Autorenmarke, dem Vertrauen des Verlags und erheblichen Investitionen in die Vermarktung.
Und in Deutschland? Können Autor*innen vom Schreiben leben?
Während Bestsellerautorinnen wie Collins Millionen einnehmen, sieht die Realität für viele Schriftstellerinnen – gerade im deutschsprachigen Raum – deutlich schwieriger aus.
Laut einer Erhebung der Künstlersozialkasse (KSK) beträgt das durchschnittliche Jahreseinkommen freier Schriftsteller*innen in Deutschland rund 18.000 bis 20.000 Euro brutto. Viele sind darauf angewiesen, zusätzliche Einnahmen aus Lesungen, Übersetzungen, Lehraufträgen oder völlig fachfremden Tätigkeiten zu erzielen.
Eine Studie des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels zeigt zudem: Der Preisdruck im Buchhandel, die starke Konzentration auf wenige große Anbieter und die Unsicherheit durch digitale Plattformen setzen die Autor*innen zunehmend unter Druck.
Kurz gesagt: Nur wenige schaffen es, allein vom Schreiben finanziell unabhängig zu leben.
Wenn Erfolg rechtliche Streitigkeiten auslöst
Diese Spannungen bleiben nicht theoretisch. Auch in Deutschland kämpfen Autor*innen für faire Vertragsbedingungen und mehr Transparenz bei Vergütungen – etwa im Rahmen von Initiativen wie „Fairlag” oder durch die Gewerkschaft Ver.di.
In Einzelfällen fordern Autorinnen eine Nachvergütung, wenn ein Werk deutlich erfolgreicher wird als zunächst angenommen – sogenannte „Bestsellerklauseln”. Solche Streitigkeiten offenbaren systemische Schwächen: Oft tragen Schriftstellerinnen das größte Risiko, erhalten aber den kleinsten Anteil am Gewinn.
Würde Suzanne Collins heute noch durchstarten?
Der direkte Vergleich zwischen Suzanne Collins und den meisten heutigen Nachwuchsautor*innen scheint auf den ersten Blick unfair: Es geht um völlig unterschiedliche Märkte, Budgets und Bekanntheitsgrade.
Dennoch stellt sich eine wichtige Frage: Hätte Suzanne Collins, wenn sie heute ohne starken Verlagspartner debütieren würde, dieselben Chancen auf finanziellen Erfolg?
Selbst in einem vergleichsweise stabilen Markt wie Deutschland sind finanzielle Sicherheit und Sichtbarkeit für neue Stimmen längst keine Selbstverständlichkeit.
Ihr Fall zeigt jedoch auch, wie entscheidend langfristige Unterstützung ist: Collins wartete fast zwei Jahrzehnte auf ihren Durchbruch. Ohne wirtschaftliche Stabilität und kontinuierliches Vertrauen in ihr Talent wäre ihre Erfolgsgeschichte vielleicht nie geschrieben worden.
Literatur braucht nicht nur Talent – sondern auch Sicherheit
Große Literatur entsteht nicht allein durch Inspiration, sondern auch durch die Möglichkeit, in Ruhe zu arbeiten.
Ohne angemessene Rahmenbedingungen riskieren wir, dass nur noch einige wenige „Blockbuster”-Namen überleben – während zahlreiche talentierte Stimmen ungehört bleiben.
Quellen: