
Die diesjährigen Ausgaben des renommierten Women’s Prize for Fiction und Non-Fiction haben zwei kraftvolle, tief bewegende Stimmen ins Rampenlicht gerückt. Auf der einen Seite ein literarisches Debüt, das als Entdeckung des Jahres gefeiert wird. Auf der anderen ein intimer, zutiefst menschlicher Bericht.
In beiden Fällen wurden Werke ausgezeichnet, die unsere Sicht auf die Welt verändern.
The Safekeep – ein queeres Debüt über Erinnerung und Schweigen
Der Women’s Prize for Fiction ging an Yael van der Wouden, eine 37-jährige Schriftstellerin mit israelisch-niederländischen Wurzeln, für ihren psychologischen Debütroman The Safekeep. Die Handlung spielt im Holland der 1960er Jahre und erzählt von der Beziehung zweier Frauen und einem lange verdrängten Kriegstrauma.
Die Jury unter dem Vorsitz von Kit de Waal lobte „eine meisterhafte Verbindung von Geschichte, Spannung und Liebeserzählung“. In einer bewegenden Rede sprach die Autorin offen über ihre intergeschlechtliche Identität und würdigte die Trans-Community für ihren Beitrag zu ihrer medizinischen Versorgung – ein mutiges und wichtiges Zeichen.
Der Roman stand zuvor auch auf der Shortlist für den Booker Prize 2024.
The Story of a Heart – eine Reportage über das Geschenk des Lebens
Der Women’s Prize for Non-Fiction wurde Rachel Clarke verliehen, einer britischen Palliativmedizinerin und Bestsellerautorin. In The Story of a Heart erzählt sie die wahre Geschichte einer Herztransplantation: Ein Mädchen stirbt bei einem Unfall – ein Junge überlebt dank ihres Organs.
Wie Jurypräsidentin Kavita Puri betonte, ist Clarkes Werk „eine wunderschöne und mitfühlende Erzählung“, die medizinische Präzision mit tiefer Menschlichkeit verbindet.
Sonderpreis: Bernardine Evaristo
Zum 30-jährigen Jubiläum des Women’s Prize for Fiction erhielt Bernardine Evaristo einen einmaligen Sonderpreis in Höhe von 100 000 Pfund – für ihr Lebenswerk und ihren Beitrag zur Sichtbarkeit unterrepräsentierter Stimmen in der britischen Literatur.
Dieser symbolische Preis unterstreicht die Mission, die den Preis seit jeher begleitet: jenen Raum und Gehör zu verschaffen, deren Stimmen bisher überhört wurden.
Warum das wichtig ist
Der Women’s Prize for Fiction wurde 1996 ins Leben gerufen. Die Non-Fiction-Kategorie kam 2023 hinzu, um das Ungleichgewicht in der Anerkennung von Frauen in der Sachliteratur auszugleichen. Beide Preise sind mit 30.000 Pfund dotiert und haben großen Einfluss auf die literarische Öffentlichkeit.
Quellen: