
Sommer, Ferien, Urlaub, Reisen. Perfekte Bedingungen, um sich ganz von Büchern mitreißen zu lassen. Deshalb haben wir in diesem Monat drei Titel ausgewählt, die eines gemeinsam haben: Spannung – emotional, moralisch, kriminell.
Douglas Stuart erzählt die Geschichte eines Jungen, der seine Mutter liebt, obwohl sie seine Liebe immer wieder auf die Probe stellt. Frederick Forsyth präsentiert einen unsterblichen Thriller über die Jagd auf einen schwer fassbaren Auftragskiller. Und Tess Gerritsen zeigt, wie man eine Handlung mit chirurgischer Präzision konstruiert – ohne Komplexe gegenüber Meistern wie Robin Cook.
Diese Auswahl ist nicht gesponsert. Einziges Kriterium für das inoffizielle Qualitätssiegel von Books Factory ist der subjektive Wert der Bücher.
Shuggie Bain — Douglas Stuart
Douglas Stuarts mit dem Booker Prize ausgezeichnetes Debüt ist herzzerreißend – und doch unmöglich aus der Hand zu legen.
Glasgow in den 1980er Jahren hat nicht viel zu bieten. Es gibt Armut, Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, Versandhauskataloge und Fußball. In dieser Welt wächst Shuggie auf – ein „anderer“ Junge, sensibler und deshalb einsam. Seine größte Liebe und zugleich seine schwerste Bürde ist seine Mutter Agnes. Eine schöne und stolze Frau, die jedes Jahr tiefer in den Alkoholismus abrutscht. Shuggie glaubt, er könne sie retten. Dass seine Liebe stark genug ist.
Ein Buch über unmögliche Hingabe, über Scham, über eine Kindheit am Rande des Überlebens – aber auch über Zärtlichkeit, die allem trotzt. Eine schwierige, bewegende Lektüre, voller subtilen schwarzen Humors. Perfekt, um sie an Sommerabenden zu genießen.

Der Schakal — Frederick Forsyth
Wahrscheinlich einer der besten Thriller des 20. Jahrhunderts. Ein Vorbild für viele spätere Spionageromane.
Frankreich, 1963: Die geheime OAS-Organisation engagiert einen Profikiller, um Präsident Charles de Gaulle zu ermorden. Der Killer ist wie ein Geist – ohne Namen, ohne Vergangenheit, ohne Identität. Bekannt nur als „der Schakal“. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt: einerseits ein skrupelloser Profi, andererseits Claude Lebel – der beste Ermittler des Landes.
Forsyth baut nicht nur eine meisterhafte Handlung auf, sondern zeigt auch die Welt der Spannungen im Kalten Krieg, der politischen Intrigen und der Tötungstechnologien. Auch Jahrzehnte später hat das Buch nichts von seinem Tempo oder seiner Relevanz verloren.

Die Chirurgin — Tess Gerritsen
Ein Serienkiller treibt in Boston sein Unwesen. Seine Opfer sind alleinstehende Frauen. Seine Methoden sind grausam und chirurgisch präzise. Und genau das bringt die Ermittler auf seine Spur: Der Täter kennt sich mit Medizin aus. Vielleicht ist er sogar selbst Arzt.
Die Ermittler Jane Rizzoli und Thomas Moore versuchen, ihn zu stoppen, bevor er wieder zuschlägt. Doch der Fall wird kompliziert, als bekannt wird, dass es bereits vor einigen Jahren eine ähnliche Mordserie gab. Die Spur führt zu Catherine Cordell – einer Ärztin, die schon einmal etwas sehr Ähnliches überlebt hat.
Gerritsen liefert einen medizinischen Thriller mit psychologischer Tiefe. Mitunter makaber, voller Urinstinkte und Traumata, aber mit der Meisterschaft eines Robin Cook oder Michael Crichton konstruiert.

Für Emotionen ist immer Saison
Der Sommer ist eine gute Zeit, um zu Büchern zu greifen, die einen in Atem halten. Diese drei Geschichten entführen in völlig verschiedene Welten: brutaler Realismus, präziser Thriller und düsterer Krimi. Doch eines haben sie gemeinsam – sie sind perfekt für einen langen Abend auf dem Balkon, eine Zugfahrt oder einen faulen Nachmittag am See. Denn Emotionen – die wirklich guten – kennen keine Saison.